Die A1-Junioren von Trainer Uwe Raesch haben am 17. Spieltag der A-Junioren Landesliga am gestrigen Sonntag mit einem 5:3 Erfolg beim BV Cloppenburg 3 Zähler für das Punktekonto mitgenommen. Dennoch war nach dem Abpfiff in Cloppenburg niemandem zum Feiern zumute.
Der Fußball wurde am Nachmittag des 13. März 2011 zur Nebensache. Das Spiel war nach 90 Minuten und angesagter 5 Minuten Nachschlag beim Stand von 4:3 für die Hollager Mannschaft schon so gut wie entschieden. Nach einem Eckstoß der Gastgeber auf das Hollager Tor schaltete der Hollager Mittelfeldspieler Stefan Kemme am schnellsten um und versuchte die vereitelte Torchance zu einem schneller Konter auszunutzen. Auf Höhe der Mittellinie sahen die Cloppenburger die einzige Chance darin, den enteilten Hollager Schlacks durch ein taktisches Foul zu stoppen - so weit die Theorie.
Den aus Hollage mitgereisten Zuschauern stockte bei der Beobachtung dieser Szene jedoch der Atem. Auf brutalste Art und Weise stieg ein Spieler der Cloppenburger Elf gegen den schon enteilten Stefan Kemme ein und traf ihn mit voller Wucht und Absicht oberhalb des Knöchels am linken Bein. Betreuerin Elena Wessel war die Erste, die den am Boden liegen gebliebenen Spieler nach diesem Vorfall erreichte und erkannte sofort den Ernst der Lage. Deutlich hörbar war für die Zuschauer, welche Schmerzen Stefan Kemme erleiden musste. Der herbei gerufene Notarzt samt Rettungswagen traf nach quälend langen 5 Minuten endlich am Unglücksort ein. Noch auf dem Spielfeld wurde der Stefan Kemme ärztlich versorgt und anschließend in das unweit der Cloppenburger Arena gelegene St. Josefs Hospital eingeliefert.
Schrecken und Entsetzen standen Spielern und Zuschauern der Hollager Mannschaft gleichermaßen ins Gesicht geschrieben, es wurde offen der sofortige Abbruch der Partie gefordert. Das Fußballregelwerk sah den unmittelbaren Abpfiff der unterbrochenen Partie jedoch nicht vor, somit mussten sich beide Mannschaften nach den schier endlosen 15 Minuten der Unterbrechung aufgrund der Behandlung noch unter den Eindrücken der Szenerie stehend der Nachspielzeit stellen. Den Treffer zum 5:3, der auch gleichzeitig den Endstand bedeutete, nahmen die Beteiligten zwar zur Kenntnis, zu ausgelassenem Jubel aber war niemandem mehr zumute.
Denn schon vor dem schrecklichen Unfall mussten auf Seiten der Hollager herbe Verluste verkraftet werden. Bereits in der 16. Spielminute verunglückte Abwehrregisseur Yannick Herberger. Nach einem Sprung zum Ball auf dem unebenen Geläuf landete Herberger in einem Schlagloch auf dem Spielfeld, knickte dabei um und konnte anschließend nicht mehr weiter spielen. Noch während das Spiel lief begab er sich in Begleitung der Hollager Betreuer in die nahe gelegene Klinik für eine erste ärztliche Versorgung. Die Untersuchung offenbarte einen dreifachen Bänderriss im Sprunggelenk.
Kurz vor Ablauf der regulären Spielzeit hatte es auch Mittelfeldmann Christopher Bosse bei einem Zweikampf im eigenen Strafraum erwischt, in dessen Folge er nicht mehr in der Lage war weiter zu spielen. Die Untersuchungen einen Tag später haben ergeben, dass das Außenband im Sprunggelenk gerissen ist. Zudem mussten die Hollager A1-Junioren den kompletten zweiten Abschnitt zu Zehnt in Unterzahl überstehen. Nach einem Klammergriff des Hollager Keepers Pouya Amiri im Strafraum wurde dieser vom Unparteiischen mit Rot vom Platz gestellt. Amiri wurde anschließend im Tor durch den unter normalen Umständen im linken Mittelfeld agierenden Yannick Strößner ersetzt, der sich nun nach glanzvollen Paraden berechtigte Hoffnungen auf ein zweites Standbein machen darf.
5:3 – was sich zunächst nach einem verdienten Erfolg anhört ist unterm Strich allerdings ein teuer bezahlter Sieg. Stefan Kemme, der noch am Nachmittag in Cloppenburg operiert worden ist, fällt mit einem Wadenbeinbruch mindestens bis zum Saisonende aus, Yannick Herberger und Christopher Bosse müssen eine Zwangspause von etwa 8 Wochen über sich ergehen lassen. Die Worte von VfL-Manager Lothar Gans später am Nachmittag auf den Unfall des Stürmers Flamur Kastrati anspielend treffen dabei auch durchaus auf das Spiel der A1-Junioren zu: „Man merkt in solchen Situationen, wie unwichtig ein Fußballspiel ist."
Wir wünschen unseren verletzten Spielern alles erdenklich Gute, sowie eine rasche Genesung, damit sie schon bald wieder im blau-weissen Dress auf dem Platz stehen können!
Tim Wellbrock
Aufstellung: Amiri – Yildirim, Herberger (16. Baron), Langemeyer, Bauer – Feldkamp – Recker (46. Lutzer), Bosse (89. Kemme; 90. Hamid), Lücke, Kemme (44. Strößner) - Lanwert
Statistik:0:1 T. Alakus (4./Eigentor)0:2 Baron (29.)1:2 Bauer (35./Eigentor)1:3 Bosse (37.)2:3 Warnke (45./Strafstoß)3:3 Wilken (59.)3:4 Baron (75.)3:5 Lutzer (90. + 3)