29.09.2010 08:02

Exnationalspieler schreibt über die Kämpfe seines Lebens

Jimmy Hartwig ist ein ausgezeichneter Theaterschauspieler. Früher war er Fußball-Nationalspieler. Er hat zwischen den Extremen gelebt, war reich und berühmt, er stürzte über den Ruhm und wurde krank. Nie hat er aufgehört zu kämpfen.

Am Mittwoch, 29. September, stellt Hartwig im Forum am Dom in Osnabrück um 20 Uhr seine Autobiographie vor – und er wendet sich einem heiklen Thema zu, das ihn sein Leben lang begleitet.

Für Jimmy Hartwig ist das Etikett „Kirchenallee“ wie ein Stigma. Bewohner dieses sozialen Brennpunkts Offenbachs gelten als arm, arbeitsscheu und mitunter kriminell. Als unehelicher Sohn eines schwarzen amerikanischen Soldaten und einer deutschen Mutter hat er zudem die falsche Hautfarbe. Seine Mutter impft ihm ein: nicht auffallen, nicht anecken, alles ertragen. Erst der Fußball bei Kickers Offenbach macht ihn stark.

Der VfL Osnabrück wird 1973 seine erste auswärtige Profistation. Als Leistungsträger und Publikumsliebling des Diebstahls innerhalb der Mannschaft verdächtigt scheint seine Karriere beendet, doch bei 1860 München und dem Hamburger SV kommt der Erfolg zurück: Zwischen 1979 und 1984 folgen die deutsche Meisterschaft, der Europapokal der Landesmeister und zwei Berufungen in die Nationalmannschaft. Zugleich überschatten Überheblichkeit und Frauengeschichten sein Image. Vom HSV steigt er über Köln, Salzburg und Homburg ab ins sportliche Niemandsland.

Als Trainer arbeitet Hartwig 1989/90 in Augsburg und Leipzig. Er erkrankt an Krebs und bangt ums Überleben. Trost hat er in Gott gefunden: „Zu meiner Geschichte gehört ein starker Glaube. Aber Gott verlangt uns auch etwas ab.“

Heute dominieren Bildung und Bühne sein Leben. Gebildete Kinder sind starke Kinder – das möchte der Exprofi in seinen Fußballschulprojekten vermitteln. Zum „Nachwuchsschauspieler 2010“ gekürt, begreift Hartwig die Theaterbühne als neue Chance.

„Ich bin ein Kämpfer geblieben“, heißt seine Autobiografie, die er am Mittwoch, 29. September, um 20 Uhr in Osnabrück im Forum am Dom vorstellt. Zudem diskutiert er mit dem früheren VfL-Osnabrück-Profi Daniel Thioune und Moderator Hermann Queckenstedt über das Thema "Fußball und Rassismus".

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