19.08.2007 23:17

Kirchenbote: Fußball ohne Jesus?

Der Weltfußballverband FIFA verschärft das Verbot religiöser Botschaften auf Spielerkleidung: Bayerns brasilianischer Abwehrrecke Lucio tut es ebenso wie Stuttgarts Stürmer Cacau und Schalkes Gerald Asamoah: Sie haben keine Scheu, sich in den Fußballarenen als fromme Christen zu outen und zeigen auch gerne mal ihre Unterzieh-Trikots mit Sprüchen wie „Jesus liebt dich“. Doch damit ist nun Schluss.

Pünktlich zum Saisonstart zückt der Weltfußballverband FIFA die Rote Karte – für alle Kleidungsstücke der Spieler mit einer politischen, persönlichen oder religiösen Botschaft. Das Verbot gilt selbst bei Interviews, die nach Abpfiff auf dem Platz stattfinden. Ein Sprecher des Deutschen Fußballbundes (DFB) bestätigte, dass der DFB die Regelverschärfung umsetzen muss und will. Bestraft wird danach nicht nur der Spieler, der gegen die Anweisung handelt, sondern die gesamte Mannschaft.

„Das am Herzen tragen, was einem am Herzen liegt.“

Für manche Kicker, aber auch für Vertreter der Kirchen, ist diese Anweisung nicht nachvollziehbar. Der katholische Sportpfarrer Hans-Gerd Schütt betont zwar, jeder Veranstalter habe das Recht, solche Regelungen zu erlassen. Dennoch findet er es unverständlich, dass religiöse Äußerungen und persönliche Überzeugungen ins Abseits verbannt werden. „Ich gehe mal davon aus, dass den Spielern das, was sie am Herzen tragen, auch am Herzen liegt“, sagte Schütt. Nach der Begeisterung eines Spiels wollten die Profis auch „voller Freude das zum Ausdruck bringen, was ihnen wichtig ist“.

Besonders die Südamerikaner sind da sehr mitteilsam, wie Stürmerstar Roque Santa Cruz. „Viele Leute stellen sich hin und sagen ‚Ich bin Vegetarier‘ oder ‚Ich bin Madonna-Fan oder Biertrinker‘ oder was auch immer. Da finde ich schade, dass viele nicht offen zu ihrem Glauben und zur Kirche stehen.“

Wenig Verständnis für die Regelverschärfung der FIFA hat auch der evangelische Pfarrer und Geistliche Beistand des FC Schalke 04, Hans-Joachim Dohm. Nicht jede der frommen Äußerungen entspreche seinem Geschmack, räumt er ein, doch das Argument der FIFA, aus Respekt vor anderen Überzeugungen dürften die Spieler sich auf ihren T-Shirts nicht mehr zu ihrem Glauben bekennen, empfindet er als vordergründig. Schließlich habe die FIFA keine Hemmungen, wenn es um kommerzielle Werbung in Stadien und auf Spielertrikots gehe.

Schalkes Kapitän Marcelo Bordon hat unterdessen einen Ausweg gefunden – und sich eine religiöse Darstellung auf seinen Rücken tätowieren lassen.

Christoph Arens und Thomas Winkel, Kirchenbote, 19. August 2007

Foto: dpaKaka, brasilianischer Mittelfeldspieler beim AC Mailand, kniet am Boden und bejubelt den Gewinn der Champions League 2005/06. "Ich gehöre zu Jesus", ist auf seinem T-Shirt zu lesen.

 

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