Nicht nur der Hallenkick beschäftigt die Freunde des Amateurfußballs in der aktuellen Winterpause. So gilt es, vor dem Neustart im Frühjahr viele offene Fragen um den Auf- und Abstieg insbesondere in der Oberliga und Landesliga zu klären. Das Thema „Insolvenz“ steht dabei im Vordergrund. Hier ein Überblick.
Oberliga: Nach Kickers Emden leistete auch Eintracht Nordhorn kurz vor Weihnachten den Offenbarungseid: Wegen hoher Verschuldung streben beide Traditionsklubs ein Insolvenzverfahren an. Die Vereine stehen damit als Absteiger fest – sofern die Insolvenz angenommen wird und sie die Oberliga-Saison regulär zu Ende spielen. Nur wenn diese Bedingungen erfüllt sind, ist ein Neuanfang in der Landesliga möglich – andernfalls droht der Sturz in die Kreisliga.
Vor allem in Emden ist die Schuldenlast (angeblich 2,8 Millionen Euro) aber derart groß, dass eine Rettung zweifelhaft erscheint. Das neue Führungsteam um den ehemaligen Vorsitzenden Günther Kunz verbreitet zwar Optimismus („Wir sind zuversichtlich, Leute zu finden, die uns helfen“), doch die Realität sieht düster aus. Erst zwei Spieler haben ihre Bereitschaft zum Verbleib erklärt, mit dem Absprung von Malte Müller (VfL Oldenburg) und Aaron Thalmann (SSV Jeddeloh) hat der Aderlass begonnen. Auch das Sturmduo Andreas Gerdes-Wurpts und Julian Bennert ist heiß begehrt. Da eine zweite Herren-Mannschaft in Emden nicht existiert, müsste der Kader im Notfall durch A-Junioren aufgefüllt werden.
Landesliga: Sollte es tatsächlich zum doppelten Zwangsabstieg aus der Oberliga kommen, würde sich eine Etage tiefer die Zahl der Absteiger auf sechs erhöhen. Neben Viktoria GMHütte müssten auch BW Hollage und SV Bad Rothenfelde wieder verstärkt um den Klassenerhalt fürchten. Aber die Medaille hat auch eine Kehrseite. Da in der Ausschreibung der Oberliga die Begrenzung auf einen Absteiger festgeschrieben ist, wird dort ein Platz frei. Dieser soll durch eine Relegationsrunde der vier Landesliga-Vizemeister besetzt werden – eine zusätzliche Aufstiegschance also für den SC Melle, derzeit Zweiter der Landesliga Weser-Ems.
Sollte allerdings einer oder sogar beide Oberliga-Krisenklubs die laufende Saison nicht überstehen und in die Kreisliga durchgereicht werden, würde sich für die Landesliga ein völlig neues Szenario ergeben. In diesem Fall könnte es dort sogar weniger als die vier planmäßigen Absteiger geben. Im Klartext: Emden und Nordhorn erhalten die Qualifikation für die Landesliga nicht, womit dort durch den Aufstieg des Meisters (und womöglich des Vizemeisters) freie Plätze entstehen. Mit drei Absteigern und den fünf Aufsteigern (Meistern) aus den Bezirksligen wäre die gegenwärtige Sollstärke von 18 Mannschaften wiederhergestellt.
Andere Ligen: Als Aufsteiger in die neue fünfgleisige Regionalliga sind in der Oberliga nicht wie geplant fünf, sondern nur vier Vereine sicher. Der VfL Osnabrück II (4.) kommt allerdings nur für diesen Sprung infrage, sollte dem lila-weißen Drittligateam gleichzeitig der Aufstieg in die 2. Bundesliga gelingen. Denn die DFB-Statuten schreiben vor, dass nur Reserveteams von Bundesligisten (1. o. 2.) auf vierthöchster Ebene spielen dürfen.
Neue Osnabrücker Zeitung, 02.01.2012