"Fußball ist nicht alles – das hilft mir": Stefan Wessels (29) ist in sein Heimatbistum zurückgekehrt. Der Torwart ist in Lingen aufgewachsen und war seit 1998 für den FC Bayern, den 1. FC Köln und den Everton FC aktiv.
Welche Rolle hat Ihre Familie bei der Entscheidung für den VfL Osnabrück gespielt?
Es war wohl der entscheidende Faktor. Meine Frau stammt aus Hannover, so dass wir jetzt in der Mitte wohnen. Aber der VfL Osnabrück ist auch eine reizvolle Adresse, weil es ein Traditionsverein ist.
In Ihrer Jugendzeit waren Sie Messdiener und Gruppenleiter. Werden Sie sich in Ihrer neuen Gemeinde in ähnlicher Form engagieren?
Kirchliches Engagement ist als Fußballprofi nicht einfach, denn am Wochenende sind ja in der Regel die Spiele. Ich habe mir schon vorgenommen, in den Gottesdienst zu gehen, wenn es die Zeit erlaubt. Und ich kann mir auch vorstellen, die Gemeindejugend sporadisch zu unterstützen, vielleicht mal aus meinem Leben zu erzählen. Möglicherweise kann ich so einen kleinen Teil beitragen.
Profifußball ist schnelllebig. Ist bei diesem Tempo der Glaube eine Stütze?
Das ist er für mich auf jeden Fall. Ich spüre in schwierigen Situationen eine Ausgeglichenheit. Ich habe einige Verletzungen erlitten. Während der Genesungsphase hatte ich die nötige Ruhe, weil ich wusste, dass Fußball nicht alles ist. Letztlich hat mich das auch bei Querelen in Köln entlastet, als mir der Trainer entgegen seiner vorherigen Zusage plötzlich das Vertrauen entzog.
Während Ihrer Zeit beim 1. FC Köln war in der Stadt der Weltjugendtag. Haben Sie Erinnerungen?
Natürlich. Vor allem denke ich an die freundliche Atmosphäre und wie friedlich trotz der Menschenmassen alles zuging. Bei Fußballfans kann das ja leider auch ganz anders aussehen … Gerne wäre ich wegen der guten Weltjugendtagserinnerungen nach Sydney geflogen, aber das ging ja nun nicht.
Mit Ihrem Namen wird Werbung gemacht. Wofür setzen Sie sich ein?
Ich mag Kinder sehr und sie stehen meist im Mittelpunkt meiner Aktivitäten. Auf meiner Homepage versteigere ich manchmal gebrauchte Fußballbekleidung. Und ich freue mich, wenn Geld für Projekte im In- oder Ausland zusammenkommt. Bei den letzten drei Auktionen waren es über 1000 Euro.
Was haben Sie nach dem Karriereende vor?
Ich hoffe, dass dieser Zeitpunkt noch nicht so schnell kommt. Konkrete Pläne habe ich nicht. Auf jeden Fall wäre es schön, dann öfter mal ein freies Wochenende zu haben, um zum Beispiel meinen Sohn – und vielleicht kommen noch Kinder dazu – zum Sport zu begleiten. Mein Vater war bei vielen meiner Spiele dabei. Das hat mir sehr geholfen, weil ich gespürt habe, dass er sich für mich interessiert.
Interview: Matthias Petersen
www.kirchenbote.de