11.08.2007 22:56

Stimmt's: Wanderpokal

Stimmt’s, dass Brasilien den Pokal behalten darf, wenn die Mannschaft die Fußball-WM zum sechsten Mal gewinnt? Und dass dann ein neuer Pokal angefertigt werden muss? Heribert Stönk, Bergstedt.

Wieso fragen Sie nur nach Brasilien? Auch Argentinien und Deutschland würden den Cup zum dritten Mal seit 1970 gewinnen, wenn sie Weltmeister würden. Aber keines der drei Teams dürfte die Trophäe behalten. Das war früher anders. Nach dem Turnier in Mexiko 1970 hat die brasilianische Mannschaft tatsächlich den ersten Pokal für immer mit nach Hause genommen – der Coupe Jules Rimet, Weltmeister-Trophäe seit 1930, war derjenigen Mannschaft als Dauergabe versprochen worden, die ihn zum dritten Mal gewinnen würde.

Der Coupe Jules Rimet hatte damals eine bewegte Geschichte hinter sich. Im Zweiten Weltkrieg hatte ihn der italienische Vizepräsident der Fifa in einem Schuhkarton unterm Bett versteckt, und kurz vor der WM in England 1966 war der Coupe plötzlich verschwunden. Er wurde aber rechtzeitig von einem Hund namens Pickles unter einem Busch gefunden. Den echten WM-Pokal gibt es übrigens nicht mehr – er wurde 1983 gestohlen und wahrscheinlich von den Dieben eingeschmolzen, Brasilien besitzt seitdem nur noch eine Kopie.

Der Nachfolge-Cup (offiziell trägt er den schönen Namen Fifa Weltpokal™ Pokal) ist ein echter Wanderpokal – die Brasilianer mögen ihn noch so oft gewinnen. Die Weltmeistermannschaft darf die Trophäe zwar mit nach Hause nehmen, muss sie aber nach vier Jahren wieder abgeben – es sei denn, sie gewinnt den Titel erneut. Anschließend erhält sie als Erinnerung ein vergoldetes Duplikat.

Der Name des Gewinnerlands wird in den Sockel des Pokals graviert. Wenn der Cup nicht wieder auf mysteriöse Weise verloren geht, muss sich die Fifa frühestens im Jahr 2038 etwas Neues überlegen – dann ist nämlich auf dem Sockel der Trophäe kein Platz mehr für den Namen eines neuen Weltmeisterlandes.

Christoph Drösser, Die Zeit, Nr. 23/2006, 01.06.2006

 

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