31.01.2005 23:17

WM-Ticketverkauf startet zur Geisterstunde

Frankfurt/Main (dpa) - Vor dem mit Spannung erwarteten Start des Ticketverkaufs für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 um Mitternacht hat das Organisationskomitee (OK) alle Interessierten zur Disziplin und Ruhe aufgerufen.

«Jedem Fan können wir nur empfehlen, die beigefügten Bestimmungen genau zu beachten, um Fehler zu vermeiden», sagte OK-Vizepräsident Horst R. Schmidt. Das OK wies noch einmal darauf hin, dass für die Zuteilung nicht der Eingang der Bestellung entscheidend ist. Die in der ersten Verkaufsphase weltweit angebotenen 812 000 Tickets können im Internet www.FIFAworldcup.com bis zum 31. März (24.00 Uhr) geordert werden. Erst am 15. April werden sie dann unter allen Interessenten verlost.

Der Fußball-Weltverband FIFA und das OK erwarten rund 30 Millionen Anmeldungen. «Es gab noch nie eine WM, zu der so viele Besucher Einlass finden wollen. Deshalb ist die Diskrepanz auch besonders groß», sagte FIFA-Generalsekretär Urs Linsi. In den Preiskategorien 1 bis 3 können jeweils maximal vier Karten für maximal sieben Spiele angefordert werden. In der Preiskategorie 4 gilt ein Limit von zwei Karten. «Das Thema wird uns begleiten bis zum 9. Juli 2006, wenn der Schiedsrichter das Endspiel abpfeift. Es werden Schwierigkeiten auftreten, von denen wir noch gar nichts wissen», sagte OK-Präsident Franz Beckenbauer.

Wer keine Karten bekommt, für den gibt es die Alternative einer großen Freiluft-Show. Im ganzen Land können die Fans die WM-Spiele live auf Großbildleinwänden verfolgen. Der TV-Rechteinhaber Infront genehmigte in Abstimmung mit dem Weltverband FIFA die landesweiten Übertragungen für nicht-kommerzielle Veranstalter. Zuvor war das so genannte Public Viewing lediglich in den zwölf WM-Städten gesichert gewesen.

Das Gros der Karten ist in festen Kontingenten für privilegierte Gruppen vergeben. Nach Abzug von Medienplätzen, Reserven für Staats- und Ehrengästen und Sicherheitsreserven bleiben von der Brutto- Kapazität von 3,37 Millionen für die 64 Spiele noch 2,93 Millionen verkaufbare Karten übrig. Davon entfallen 555 000 Tickets auf Sponsoren und 468 000 Karten auf die teilnehmenden Verbände. 347 000 hochpreisige Tickets sind im Hospitality-Programm für besonders zahlungskräftige Kunden verankert. 191 000 Tickets behält der Weltverband FIFA für sich und nicht qualifizierte Verbände, 64 000 Tickets bekommen die TV-Rechteinhaber.

389 000 Tickets erhält der Deutsche Fußball-Bund (DFB). Damit soll die «deutsche Fußball-Familie», die vom ehrenamtlichen Mitarbeiter über den Landesverbands-Funktionär bis zur Nationalspieler-Ehefrau reicht, bedient werden. Somit bleiben dem öffentlichen Verkauf nur noch 913 000 Karten garantiert. Nach Angaben von DFB-Generalsekretär Schmidt kommen mindestens 200 000 Karten als Rückläufer aus den Fest-Kontingenten sowie durch die Auflösung der Sicherheitsreserve später hinzu.

Schmidt forderte die Fans dazu auf, die Bestellmöglichkeit im Internet zu nutzen, obwohl das OK alternativ auch Bestellformulare gedruckt hat. «Der Verkauf per Internet hat sich zuletzt bei der EURO 2004 bewährt - 96 Prozent aller vorhandenen Karten fanden so ihren Abnehmer. Wenn jemand über keinen eigenen Internet-Zugang verfügt, sollte trotzdem versucht werden, über den Freundes- und Bekanntenkreis diesen Weg zu gehen, weil es der einfachste Weg ist», erläuterte Schmidt. Alle Informationen zum Ticketverkauf sind über eine Hotline (0180-526-2006) zu erfragen.

Der Datenschutzbeauftragte der Bundesregierung, Peter Schaar, hält die Abfrage persönlicher Daten beim Kauf eines Tickets für die Fußball-WM 2006 für rechtlich bedenklich: «Ich halte es generell für problematisch, dass eine Teilnahme an Sport-Veranstaltungen wie der Weltmeisterschaft offenbar nur noch möglich ist, wenn man seine Personalien angibt», sagte er kürzlich. Seine Behörde habe auf rechtliche Bedenken gegen die Abfrage der Personalausweisnummer gegenüber dem zuständigen Stellen hingewiesen. Trotzdem muss die Ausweisnummer verpflichtend bei der Bestellung angegeben werden.

Führende deutsche Politiker haben noch einmal ihr Unverständnis über die nach ihrer Einschätzung ungerechte Kontingentierung geäußert. In der «Bild am Sonnatag» sagte die CDU- Vorsitzende Chefin Angela Merkel: «Ich kann den Unmut sehr gut verstehen, wenn all die Millionen Fußballfans, die durch ihre Steuergelder den Bau der teuren WM-Stadien erst ermöglicht haben, nun bei der Kartenvergabe praktisch leer ausgehen. Der Fußball lebt von den Fans, sie haben ihn groß und stark gemacht. Es muss bei einem solch großen Fußballfest für sie eine reelle Chance geben, an WM- Karten zu kommen.» Merkel appellierte: «Ich kann den DFB nur bitten, sich im Dialog mit den Sponsoren bei der Fifa dafür einzusetzen, dass mehr Fans als bisher Karten bekommen.»

SPD-Generalsekretär Klaus Uwe Benneter sagte der Zeitung: «Die Fifa muss den echten Fans einen größeren Anteil an Karten zur Verfügung stellen. Denn: Fußball braucht Fans, Stadien brauchen Stimmung.» Von den insgesamt 2,93 Millionen zur Verfügung stehenden Karten sollen 913 000 Karten in den globalen öffentlichen Verkauf gehen. Allein 619 000 sind für Sponsoren und TV-Rechte-Inhaber vorgesehen, 347 000 für ein Hospitality-Programm. 389 000 sind für die so genannte deutsche Fußball-Familie reserviert, die Tickets werden vornehmlich über den Deutschen Fußball-Bund (DFB) verteilt. FIFA, die beteiligten 31 internationalen und die nichtbeteiligten internationalen Verbände bekommen 659 000 Karten.

 

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