Nach einer grandiosen Serie in der Oberliga West mit 17 Siegen und 3 Unentschieden bei 20 Spielen und 54 Punkten und 89:13 Toren hatten sich die Frauen für das Relegationsspiel zur Regionalliga Nord gegen den Meister der Staffel Ost qualifiziert. Staffelmeister war Hannover 96 geworden, und dies mit einem tollen Torverhältnis von 119:15 und 66 Punkten bei 22 Siegen und 2 Niederlagen. Auffallend: Hier wie dort stellten beide Teams die besten Torjägerinnen: Anna-Lena Füllkrug schoss 45 (!) Tore für 96, und Katharina Jarzyna 27 Tore plus 21 Assists für unser Team.
Und ausgerechnet in der Schlussphase der Meisterschaft verletzten sich mit Madeleine Johannes und Anna Klumpe zwei Schlüsselspielerinnen, und so mussten Meik Schwegmann und Carsten Kühl am 2. Juni mit ihrer Mannschaft geschwächt nach Barsinghausen fahren. Trotz dieser Schwächung zeigten unsere Mädels ein gutes Spiel, wobei Hannover 96 etwas besser war und die klareren Möglichkeiten hatte.
Eins aber hatte Blau-Weiss Hollage den Hannoveranerinnen klar voraus: den unglaublichen Support von Fanclub „Torcida“ und über 300 mitgereisten Fans, die alle in Blau-Weiss auftraten und mit Fahnen und Luftballons Stimmung machten. Schon lange vor Spielbeginn sangen sie sich unter der großartigen Regie eines jungen Mannes (Name ist dem Autor bekannt) auf das bevorstehende Match ein, und schon da wurde deutlich, dass die eine Tröte der 96-Fans dagegen nichts, aber auch gar nichts, ausrichten konnte.
Das Erfreuliche daran: Die vielen Jungs und Mädels wurden dabei nie ausfallend gegenüber dem Gegner, und bis auf einen kleinen Gruß in Richtung eines Ortsrivalen war alles „im grünen Bereich“. Ganz toll war der Einfallsreichtum, der in dem Spruch gipfelte: „Meister müssen aufsteigen“, ein gekonnter Wink an den NFV.
Als dann auch noch Steffi Gühmann in der 27. Minute nach einer überharten Attacke mit einer schweren Schulterverletzung (Diagnose: doppelter Schlüsselbeinbruch) ausfiel, schienen die Chancen der Blau-Weissen auf Null zu sinken. Dies war nach einem starken Konter geschehen, der über Marie Wulftange, Kaddi Jarzyna und Lara Wenning lief, die den entscheidenden Steilpass auf Steffi spielte. Kurz davor gab es schon großen Jubel bei den Hollager Spielerinnen und Fans, denn wiederum nach einem Konter war der Ball im Netz, doch die Schiedsrichterin pfiff ein angebliches Foul von Lara an der Torfrau. Sie stand nur da ohne einzugreifen. Und als in der 40. Minute dann das verdiente 1:0 durch Hannah Lena Kamm für 96 fiel, stand der Sieger eigentlich schon fest.
Aber wie sagte mir Stadionsprecher Siggi Ohms, der ehrenamtlich für den NFV tätig ist, in der Halbzeit? „Du wirst sehen, mit dem Wind im Rücken wird Hollage stärker, und vielleicht siegt ja letztendlich doch noch die Gerechtigkeit!“ Er spielte damit auf die Szene mit Steffis Verletzung an und meinte, das sei ein klares Foul gewesen, und wenn, dann hätte es Elfmeter geben müssen. Da waren sich bei der Beurteilung der Szene selbst die Hollager Fans nicht einig. Es war schwierig für die Schiedsrichterin, zugegeben, aber was sie bis dahin und auch danach alles ohne Gelb zu zeigen durchgehen ließ, grenzte schon an Comedy. Und hier hatte ich bestimmt keine blau-weisse Brille auf, aber bestimmt 70% der Fouls wurden von 96erinnen begangen.
Und tatsächlich begannen unsere Mädels nach der Pause wie aufgedreht. Sie kombinierten prima, und man konnte sehen, dass sie sich noch längst nicht aufgegeben hatten. Und jetzt wurden sie noch stärker von unseren Fans unterstützt, die wirklich eine fantastische Unterstützung boten. Wie jemand quasi ohne Unterbrechung so laut singen kann ohne seine Stimmbänder zugrunde zu richten, ist mir ein Rätsel.
Bis Mitte der 2. Halbzeit konnte man wirklich hoffen, dass unsere Frauen den Ausgleich erzielen würden, aber mitten in diese gute Druckphase fiel in der 69. Minute das 2:0 durch Julia Dose, und 4 Minuten später das 3:0 durch Aileen Osterwold, beide Tore durch prima ausgespielte Konter. Selbst hierdurch ließen sich unsere Fans nicht beeinflussen und feuerten unsere Mannschaft an, als ob sie gerade das 3:0 geschossen hätten. Einfach große Klasse!
Das Spiel war jetzt natürlich entschieden, und die große Hitze forderte nun auch ihren Tribut - allerdings bei beiden Teams. So endete also der Traum vom Aufstieg, doch unser Verein kann sich trotzdem als Gewinner fühlen. Zum einen durch die gute sportliche Leistung und das faire Verhalten der Frauen und zum andern durch die sagenhafte Unterstützung der Fans, die ein unglaubliches Durchhaltevermögen an den Tag legten. Für Hannover 96 wäre der 3:0-Sieg wohl nur ein Etappensieg ohne bleibende Erinnerung, aber an diesen mehr als 2stündigen lautstarken Support werden sie sich bestimmt noch lange erinnern. Ich kann nur zu unseren Fans sagen: Chapeau, und zwar 3 Mal
Fazit: Spiel verloren und das Gefühl gewonnen, nicht allein gelassen zu sein. Und die Leistung unserer Mädels? Einfach stark, um nicht zu sagen bärenstark. Was diese zum größten Teil sehr jungen Spielerinnen geboten haben, und das bei dieser hohen Temperatur, ist wirklich aller Ehren wert und lässt für die Zukunft hoffen. Aus einem Team mit geschlossener Mannschaftsleistung möchte ich aber doch noch 2 „Mädels“ herausheben, und zwar die beiden Dienstältesten, die beide eine 3 vorne in der Altersangabe stehen haben. Peggy Glüsenkamp machte als Rechtsverteidigerin ein tolles Spiel und Yvonne Strößner ließ der 45fachen Torschützin vom Dienst Anna-Lena Füllkrug keine Chance auf einen Treffer. Hier zeigte sich wieder einmal die These, dass ein so junges Team auch ein paar ältere Spieler haben muss, damit die jüngeren von deren Erfahrung profitieren können. In jedem Fall können wir uns auf eine spannende Oberliga-Saison 2019/20 freuen.
Blau-Weiss Hollage spielte gegen Hannover 96 mit Jessica Meier, Petra Glüsenkamp, Michelle Rickelmann, Yvonne Strößner, Katleen Strunk, Katharina Jarzyna (82. Yasmin Pellny), Celina Meyer, Svenja Torbecke, Marie Wulftange, Stefanie Gühmann (32. Tessa Egbert), Lara Wenning (71. Julia Höcker)