Mit dem Bau der Turnhalle 1968, die 1969 eingeweiht wurde, konnte Blau-Weiss Hollage endlich mehr sein als ein reiner Fußballverein. Von nun an konnten weitere Sportarten angeboten werden, so auch Tischtennis.
Wer aber glaubt, die Hollager hätten nicht schon vorher das schnelle Spiel mit dem Zelluloidball gespielt, der irrt gewaltig. Bereits im Jahr 1966 hatten sich die Sportkameraden Alfons Bartke, Josef Bode und Hubert Wächter zusammengetan und überlegt, wo ihr Lieblingssport auch ohne vorhandene Halle durchführbar sei. Und sie wurden schnell fündig: im Jugendheim an der Bergstraße waren die räumlichen Voraussetzungen gegeben, im Vorraum neben der Bücherei stellte die Pfarrgemeinde St. Josef Hollage für die Jugendarbeit 3 Tischtennisplatten mit Netzen zur Verfügung. Neben dem allgemeinen „Ping Pong“- Spiel entwickelte sich ein kleiner „Harter Kern“, der sich regelmäßig bis zu 3 Mal in der Woche zum Spiel traf. So entwickelte sich langsam ein intensives Spiel. Es wurden hierfür eigene Schläger, Netze und 3-Sterne-Bälle angeschafft. Kurzum: Hier im heutigen Kindergarten an der Bergstraße liegen die Wurzeln der Blau-Weissen Tischtennisabteilung.
Hubert Wächter erinnert sich: “Damals musste ich eine Sondergenehmigung haben, um in der Ersten spielen zu können, da ich erst 16 war. Mit Norbert Markmeyer, der vom Post SV gekommen war, hatten wir einen klasse Trainer und sind durch die Verstärkung von Bernd Stuckenberg (SC Rieste, 1. Verbandsliga) 2 Mal in Folge aufgestiegen. Toll waren auch immer die Fahrten mit Josef Bode auf seiner Zündapp zur Schlosswallhalle, wo der VfL mit Hans Micheiloff, Dieter Lippelt, Ernst und Herbert Gomolla sowie Bernt Jansen in der Bundesliga spielte. (Anmerkung der Redaktion: Jansen/Micheiloff waren 2 Mal Deutscher Meister im Doppel, Jansen mit Lieck und Schöler Vizeweltmeister 1969 gegen Japan.) Ich erinnere mich noch an die Spiele gegen Eberhard Schöler. Jansen spielte voll auf Angriff und Schöler stand 4 bis 5 Meter hinter der Platte und brachte fast alle Bälle zurück. Das war unglaublich. Aber hierdurch wurden wir inspiriert und schauten uns so manche Tricks ab.“
Die Hollager Jungs hatten die Faszination des Spiels im Fernsehen kennen gelernt bei den Übertragungen der Welt-, Europa- oder Deutschen Meisterschaften und seit 1988 auch bei den Olympischen Spielen, damals in Seoul. Und was sich zunächst nur als Ping-Pong (so übrigens auch der erste Name des späteren table tennis, das 1874 erstmals in England erwähnt wurde, angeblich aber aus Indien stammen soll) darstellte, wurde binnen kurzer Zeit zu einem sehr beliebten Freizeitsport. Und man weiß ja: Not macht erfinderisch. Also spielte man überall in der Welt kurzerhand aus Ermangelung an echten TT-Tischen an einfachen Küchentischen, was sicherlich bei einigen Müttern Unbehagen verursachen musste. Nicht wegen des gefährlichen Balles sondern ganz einfach wegen des nun fehlenden Platzes für Mittagessen und Co.
Immerhin erfreute sich das Spiel mit dem kleinen Zelluloidball immer größer werdender Beliebtheit, und überall entwickelte sich Tischtennis zu einem Volkssport, der heute aus unserer Gesellschaft nicht mehr wegzudenken ist.
Bereits im Jahr 1926 gab es in London die erste Europameisterschaft, die aber später als erste Weltmeisterschaft galt, und mit dem Sieg des Ungarn Roland Jacobi endete, der in langen Bügelfaltenhosen und weißem Hemd spielte und nach langer Überredung wenigstens die Fliege ablegte ...
Ein Jahr zuvor war der Deutsche Tischtennisbund (DTTB) gegründet worden, und bereits 1929 gewinnt das Damendoppel Erika Metzger/Mona Rüster die Goldmedaille bei der Weltmeisterschaft in Budapest. 1934 folgt der nächste Triumph: die Deutsche Damenmannschaft belegt den 1. Platz bei der Weltmeisterschaft in Paris!
Erst 1969 erringt mit Eberhard Schöler erstmals ein Deutscher die Vizeweltmeisterschaft in München, Gabriele Geißler aus der DDR wird Zweite im Damen-Einzel, die deutsche Herrenmannschaft mit dem Osnabrücker Bernt Jansen wird WM-Zweiter.
In den Folgejahren wird Tischtennis in Deutschland immer beliebter, und aktuell beherrschen Namen wie Timo Boll, Dimitrij Ovtcharov und Christian Süß (als Team 2008 Silber bei den Olympischen Spielen in Peking) sowie Wu Jiaduo (2009 Europameisterin in Stuttgart) die TT-Schlagzeilen.
Peter Papke
Foto der 1. Herren von 1971: (v.l.n.r.) Erich Perl, Hubert Wächter, Bernd Stuckenberg und Spielertrainer Norbert Markmeyer