19.10.2009 10:13

Beben in der Haselandhalle

Jubiläums-Gala des Sportvereins Blau-Weiss Hollage begeistert das Publikum. Gesittet und gesetzt fing alles an. Als letzte große Veranstaltung im Jahr des 75. Vereinsjubiläums eröffnete Präsident Gerd Strößner die Abend-Gala in der Haseland-Sporthalle mit einem anekdotenreichen Rückblick auf die Vereinsgeschichte. Der frischgebackene stellvertretende Bürgermeister Alfred Lindner (CDU) und der Kreissportbund-Vorsitzende Hans Wedegärtner erwiesen dem mit 2400 Mitgliedern drittgrößten Verein des Landkreises ihre Reverenz. Kaum hatte Lindner seinen Dank dafür ausgedrückt, dass der organisierte Vereinssport nicht nur die Krankenkassen entlaste, sondern durch die vielen ehrenamtlich geleisteten Betreuungsstunden auch die Kommunen, erprobte Moderator Jörg Jará, ob so ein Verein denn auch Spaß versteht. Wie bei dem Publikums-Warm-up vor Fernseh-Shows ließ er den Begrüßungs-Applaus mehrfach üben und hatte die Menge sofort in der Hand. Wie er dann aus einer Sportsocke – direkt abgestaubt aus der Umkleidekabine der Erste-Herren-Mannschaft, die soeben Friesoythe mit 6:1 abgezogen hatte – seine Puppe Dodo entstehen ließ, mit der er bauchredend die weitere Unterhaltung bestritt, das war witzig und intelligent gemacht. Ein Männlein und ein Weiblein aus dem Publikum ließen sich bereitwillig in die Bauchrednerei einweisen. Der Saal brüllte, als Jará ihnen zweideutige Dialoge und dann auch Gesangseinlagen in falscher Stimmlage unterschob.

Die Cale Copf Company präsentierte ihr Programm „Feierabend“. Der Name sagt’s: Die sechs A-cappella-Sänger feiern ihren baldigen Bühnenabschied. Den machten sie ihren Fans so richtig schwer. Egal ob sie mit „Obla-di, obla-da“ Hausfrauengymnastik vormachten, ihren „Star-Tenor Placebo Domestos“ den Titel-Song aus dem Musical „König der Löwen“ vortragen ließen oder Udo Lindenberg, Klaus Lage und Howard Carpendale „persönlich“ auf der Bühne begrüßten – das Publikum genoss ihre Musikalität, die kabarettistischen Texte und ihre Schauspielkunst. Eine sportlich-künstlerische Einlage bot die Showtanzgruppe des SV Hellern. Zehn junge Damen setzten einzelne Szenen aus dem Udo-Jürgens-Musical „Ich war noch niemals in New York“ um. In fantasievollen Kostümen tanzten sie schwungvoll zu den eingängigen Jürgens-Evergreens.

Das angekündigte „Beben der Haselandhalle“ setzte um 21.50 Uhr ein, als nach der Pause die „Schlagerpolizei“ die Bühne besetzte. Mit Blau-Weiß-Fanschals ausgestattet, heizten die drei Lokalmatadore ihrem heimischen Publikum ein mit dem Fan-Gesang „Steht auf, wenn ihr feiern wollt!“

Die 600, die bis dahin brav auf ihren Stühlen gesessen hatten, ließen sich nicht lange bitten. Und dann brannte der Himmel, und zeitweise die Heide. Seitdem Christian Cordalis alias Christian Böwer, Eddy Koteletti alias Thomas Steinkamp und Heino Haselnuss alias Ralf Müller angekündigt haben, im nächsten Jahr ihre Schlaghosen und Blumenhemden an den Nagel hängen zu wollen, scheinen die Fans förmlich an ihren Lippen zu hängen. Es war der letzte Auftritt der drei Playback-Schlagersänger in der Haselandhalle. Zu vorgerückter Stunde holten sie das Vereins-Urgestein Peter Papke auf die Bühne und ließen ihn zusammen mit dem ganzen Saal die von ihm komponierte Vereinshymne „Wir sind blau, wir sind weiß“ intonieren. Die Halle erholte sich erst spät in der Nacht von dem Beben.