Da kann man nur den Hut ziehen: Im Alter von knapp 87 Jahren ist Georg von Basum, besser bekannt als „Schorse“, bei jedem Spiel der 1. Mannschaft von Blau-Weiss Hollage dabei. Es spielt keine Rolle, ob in Aurich, Melle, Nordhorn oder hier am Benkenbusch gespielt wird, auf Schorse können sich unsere Jungs verlassen. Er ist und bleibt unser größter Fan.
Doch nicht nur die Herrenmannschaften dürfen sich über seine Unterstützung freuen: „Wenn ich gerade nichts Anderes zu tun habe, schaue ich mir auch sehr gerne die Spiele der Damen und der Jugend an. Einmal bekam ich bei einem Turnier der Frauen sogar einen Präsentkorb überreicht und durfte auf dem Parkett neben Bürgermeister Belde, Alexandra Bartke und anderen sitzen. Das war richtig toll!“, so erzählt Schorse stolz.
Am 6. Februar 1923 wurde Georg von Basum in Ankum geboren, und dann erging es ihm wie vielen Jugendlichen damals: Die Nazis stahlen ihm seine Jugend, und so musste er als 19-jähriger Fallschirmspringer 1942 in Russland nahe Leningrad kämpfen. Heute würde das, was er nach dem Vormarsch durch Litauen, Lettland und Estland bei Leningrad sehen konnte, einer touristischen Traumreise gleichen: Besichtigung des Schlosses Peterhof am Finnischen Meerbusen, wo auch Katharina die Große residierte, oder eine Fahrt über den zugefrorenen Ladogasee, von wo aus er Leningrad (St. Petersburg) sehen konnte.
Für Georg von Basum war dies allerdings wie für Tausende andere deutsche Soldaten alles andere als eine Traumreise. Wenn man ihn von den unvorstellbaren Zuständen bei klirrender Kälte mit weit unter 20° minus und großer Hitze im Sommer mit Staub und unzähligen Mücken erzählen hört, wozu dann natürlich die Gefechte kamen mit dem verlustreichen Rückzug 1943/44, dann merkt man ihm noch heute an, wie sehr er damals gelitten hat.
Doch damit nicht genug, denn als der Krieg für Deutschland schon fast verloren war, wurde er noch schwer am Arm verwundet, als er im März 1945 nahe Weißwasser in Thüringen absprang und von den Russen beschossen wurde. Vorher allerdings hatte er großes Glück, denn er überlebte die Bombardierung von Dresden in der Nacht vom 13. auf den 14. Februar 1945 unverletzt. Als er sich schon Hoffnung auf baldige Heimkehr machte, geriet er kurz vor Kriegsende bei Berlin in russische Gefangenschaft, die nach 1 Jahr für ihn sehr glücklich endete.
Georg von Basum erzählt: “Ich kam als Obergefreiter in ein Lager im Baltikum, wo sie nach Gefangenen suchten, die sich mit Landwirtschaft auskannten. Ich meldete mich. Eine Russin, die im Ruhrgebiet mal als Krankenschwester gearbeitet hatte und recht gut deutsch konnte, sprach mich an und nahm mich mit in die Küche, wo ich endlich etwas mehr zu essen bekam. Allerdings war das nicht erlaubt, aber die Russin drückte beide Augen zu. Dann kam der Befehl, dass das Lager aufgelöst werden sollte und alle Kriegsgefangenen nach Sibirien sollten. Sie ging zu ihrem Vorgesetzten und bekam tatsächlich Papiere für mich, in russisch und deutsch. Sie brachte mich zum Bahnhof und wie durch ein Wunder kam ich trotz vieler Kontrollen unbehelligt zurück nach Ankum!“
Hier fiel seine Mutter in Ohnmacht, als sie ihren Sohn plötzlich vor sich sah, denn sie hatte geglaubt, er wäre gefallen. Georg konnte seine Mutter gerade noch auffangen. Dazu kam noch sein Zustand. In dreckiger, zerrissener Kleidung stand er vor ihr, völlig ausgemergelt und er konnte zunächst nichts oder nur ganz wenig essen. Das russische Mädchen hätte er gerne noch einmal wiedergesehen um sich bei ihr bedanken zu können. Aber daraus wurde leider nichts.
Heute nun ist er total fit, macht Seilspringen und fährt viel Fahrrad, sogar bis Hesepe oder Ueffeln, und zu „Tante Anna“ geht es öfter zum Kaffeetrinken. Ja und dann schaut er sich halt viele Spiele blau-weisser Mannschaften an, was ihn nach eigener Aussage auch fit hält. Auch mit dem Reichsbund unternimmt er noch Fahrten, und mit 82 war er hoch oben auf dem Großen Arber in 1456 m Höhe und genoss den tollen Weitblick.
Sein „Hollager“ Leben aber war stets verbunden mit seinem Verein Blau-Weiss. Als er seine Frau Maria geborene Vinke in Bersenbrück beim Tanz im Hotel Scheene kennen gelernt hatte, zog er bereits 1949 zum Maschweg nach Hollage, wo es „ganze 16 Gebäude gab, nämlich Strößner, Wulftange, Kirche, Ziegelei …“ und wo er mit ihr 2001 auch die Goldene Hochzeit feiern konnte. Mittlerweile kann er auf eine stolze Großfamilie schauen: 3 Kinder schenkten ihm 6 Enkel und 3 Urenkel. Seine Frau verstarb leider vor 3 Jahren.
Den Hollager Fußballfreunden ist „Schorse“ ein Begriff. Zwar hat er nie selbst Fußball gespielt, aber gern mal „gebolzt“ und oft bei den verschiedensten Arbeiten am Platz geholfen. Als der „Mann mit der Mütze“ oder Kappe, wie er selbst sagt, ist er noch heute zu erkennen, und auch heute noch bietet er oft seine schon legendären Hustenbonbons an. Das Platzabkreiden überlässt er allerdings seit einigen Jahren anderen, aber es klingt seriös, wenn er sagt, der alte Platz habe mindestens 2 Meter Gefälle gehabt. Und es stimmt auch, dass er alle anderen Plätze der BWH-Gegner bestens kennt. „In Rütenbrock bekamen wir immer einen Tisch im Gasthaus bei Brümmer reserviert. Der Wirt freute sich immer auf die Hollager!“, erzählt er nicht ohne Stolz.
Stolz ist er auch auf seine zahlreichen Auslandsfahrten mit Blau-Weiss-Mannschaften, wo es unter anderem nach Angers in Frankreich oder mit Marek Wanik und den Hollager Mädchen nach Konin in Polen ging. Dort und natürlich auf allen deutschen Plätzen konnte er immer seine umfangreiche Sammlung an Vereinsandenken erweitern, die er jedem Besucher gerne zeigt. Auf die Frage, welche Momente er für den Verein als wichtigste ansieht, antwortet er ohne zu zögern: „Das war 1968 die erste Turnhalle und dann die gesamte Vergrößerung mit dem neuen Kunstrasenplatz.“ Da hat er sicher Recht. Und wie gesagt, er hat auch oft mitgeholfen, und etwas Wehmut klingt bei ihm mit, wenn er erzählt: “Beim Treppenbau zum Sportplatz war ich dabei mit Ballmanns Heiner, Vinken Jupp, Langemeyers Josef, Scholten Jan, Bergmanns Franz und anderen. Und wir hatten immer viel Spaß.“
Lieber Schorse, Spaß wünschen wir Dir auch weiterhin, mit Blau-Weiss und vor allem im Kreise Deiner Familie, und für Deinen 87. Geburtstag am 6. Februar wünschen wir Dir schon jetzt alles Gute. Danke für Deine jahrzehntelange Treue!
Peter Papke
Foto: Georg „Schorse“ von Basum – mit 86 Jahren noch passionierter Radfahrer.